Zur Buchgrafik
Grundlage des illustrativen Schaffens von Jobst von Harsdorf war eine gründliche künstlerische und gebrauchsgrafische Ausbildung an der Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren Rössing und Funk, die ihn nachhaltig prägten. Hier erwarb er solide Kenntnisse der Drucktechniken und der Geschichte der Typografie. Innovativ – auch in der Ergänzung von Schrift und Bild – und gelegentlich mit feinem harlekinesken Humor, schuf er sprechende Figuren mit eigentümlichen Gegenständen auf unverwechselbaren Schauplätzen Merkbilder, in denen sich ikonografische Embleme und Zeitgeist mischen.
In einer Rezension der Zeitschrift Gebrauchsgrafik, Nov. 1957, heißt es: „Er gehört zu den jüngeren zeitgemäßen Gebrauchsgrafikern, die ihre Aufgaben zunächst vom Gedanklichen her anpacken, um sie dann in grafisch gültiger Form zu lösen, wobei er um den sinnvollen Einsatz verschiedener grafischer Techniken bemüht ist – z.B. den mehrfarbigen Holz- und Linolschnitt”. In den 60er Jahren wurde Harsdorfs Strich lockerer, die Figurationen wurden tänzerischer, die Konturierungen kraftvoller. Er befreite sich aus mancherlei Konventionen, ohne zunächst das Feld der Werbe- und Buchillustration zu verlassen. Von hier aus war es ein kleiner Schritt zu den frei künstlerischen Arbeiten der späteren Jahre.
Rainer B. Schossig