Euphorie und Verdrängung

Euphorie
und Verdrängung –
dazwischen liegt
Venedig heute:
Lockend, verheißend,
bedroht.
Immer noch glänzt
die Serenissima
an den Kanälen.
Sie ist zu begehen über
Brücken und anzuschauen
in Palästen oder
in dunklen Nischen
verborgener Durchgänge.
Immer wieder aber ist
sie auch gebrochen
durch Narben und Risse,
die sich als Geflecht
in Mauern, Säulen,
Böden ansiedeln –
malerische Zeichen
an den Oberflächen.
Dahinter erst beginnen sie –
die Unbillen und
Bedrohungen, mit denen
Venezianer leben,
von denen Touristen
verschont sind …

Jobst von Harsdorf